Duisburg Marathon

Du hattest deine Chance!!!

Oder : Ich hätte siegen können, wenn ich nicht so ein Weichei wäre...

Nach nun mehr sieben mehr oder weniger gelungen Versuchen vor mir ins Ziel zu kommen, wollte meine herzallerliebste Laufkollegin Annette Hamm wieder gegen mich antreten. Was wäre nicht besser wie der Marathonlauf vor heimischer Kulisse? Diesmal schien alles optimal zu laufen. So hatte Annette Harald Hinze als Hasen engagiert, der seinen ganzen Urlaub verwendet hat, um sie vor mir ins Ziel zu bringen.

Morgens früh um 8:07 Uhr arbeitete ich noch ein wenig an der Taktik, faste dann aber den mutigen Entschluss einfach immer vor Annette zu laufen, dann könnte ja im Prinzip nichts schief gehen. So präpariert ging es in den Startkorridor, wo alle auf den Startschuss warteten.

Pünktlich um 8:45 wurde das Feld auf die Reise geschickt. 46 s später passierten wir die Startlinie. Ich hatte mir überlegt vor der 3:45er Gruppe zu laufen und so zu erreichten, dass Annette mich aus den Augen verliert. So liefen die ersten km recht gut in einem Tempo von 5:08-5:09 mit recht guter Konstanz. Die Getränkeaufnahme lief auch bestens und ich war guter Dinge. Etwa bei km 23 bin ich Wolfgang Ruh begegnet, der den Marathon mit dem Fahrrad begleitete. Er fragte wie es läuft und ob ich etwas bräuchte. Dem war nicht so und er machte sich auf die Suche nach Annette. Bei km 26 hatte ich die zweite Brücke hinter mich gelassen, Wolfgang holte mich wieder ein und meldete einen Rückstand von Annette von satten 5 min. Sie lief im einem 5:15 er Schnitt und ich war zu diesem Zeitpunkt noch auf einem Schnitt von 5:08 min unterwegs. 5 min ist ein gutes Polster, aber ich merkte schon nach einigen km dass sich mein Schnitt verschlechterte. Nun galt er Nerven zu bewahren und ein wenig kämpfen. Km 36 (die lange Steigung vor McDonalds) lag noch vor mir und ich fühlte mich ein wenig schlapp. Ein paar Bananen und etwas Powergel munterten mich wieder auf. Aber bei km 38 bekam ich einen Wadenkrampf, gerade als mich die 3:45 er Gruppe einholte. Genau zu diesem Augenblick kam Wolfgang wieder vorbei, überdehnte meine Wade und ich joggte vorsichtig in 5:45 er Tempo weiter. Nun hieß es kämpfen. Ferdi Hilgers läutete wild mit Kuhglocken und puschte mich weiterzulaufen. Bei km 39 wurde ich von Kerstin Gedig eingeholt, Annette war nicht zu sehen. Km 40 ging an mir vorbei, wieder musste ich meine Wade dehnen, dann ging es am Bettenturm vorbei in Richtung km 41. In der Kurve zum Stadion sah ich Christel Valdes, die mich wild anfeuerte. Aber ca. 100 m hinter der Kurve hörte ich dann von ihr: „Annette lauf!!!“ Verdammt, jetzt hatte ich Annette im Nacken. Zum Stadion waren es noch 600 m. Und dann kam der Wadenkrampf wieder. Ich musste einen Passanten bitten meine Wade zu dehnen. Dann schoss Annette vorbei. Ich sagte nur: „Lass los, ich muss hinterher!!!“ Nun waren zwischen Annette, Harald und mir bereits 20 m und dass Station rückte immer näher. Mit jedem schnellen Schritt zwickte die Wade, der Krampf wollte wiederkommen, aber jetzt war kämpfen angesagt. Langsam kam ich immer näher. Dann war ich vorbei. Harald rief zu Annette: „Lauf doch, der kann nicht mehr!!! Wie Recht er hatte…
Annette sagte nur „Ich will nicht schneller laufen…“ Dann ging es zum Station, noch zweimal links, einmal rechts, dann war ich im Station. Ich bekam einen Schreck, noch über 200 m waren zu laufen…
Naja, jetzt noch mal Zähne zusammen beißen. Auf der Zielgeraden überholte mich Harald Hintze. Ich hörte nur: „Annette bleib dran!!!“. Zulegen konnte ich nicht mehr ohne einen Krampf zu riskieren. Das Ziel war in Reichweite und ich überquerte endlich die Matte. Ich beglückwünschte Harald und einen Augenblick fiel Annette uns in die Arme.
Auch Ihr galt unser Glückwunsch, denn 3h:47min zu laufen ist ja nicht ganz so einfach.

Für Annette hat es leider nicht ganz gereicht, vor mir ins Ziel zu kommen. Aber was viel schlimmer war: Lauffreund Harald Hintze ein wenig verstimmt, weil Annette sich im entscheidenden Augenblick nicht überwinden konnte, an ihre 95% Grenze zu gehen, um an mir vorbeizuziehen. Jetzt muss ich ihn noch ein wenig bearbeiten, damit er wieder mit Annette läuft, um in GMH mit Annette und mir wieder ein schönes Rennen zu machen.

Mal sehen ob es mir gelingt. Ich hoffe darauf…auf die nächste ultimative Challenge.

Peter Heinrich

(P.S. Dieser Text ist natürlich von meiner ultimativen Lauffreundin Annette Hamm freigegeben worden.)